Wenn ein Unternehmen, eine Behörde oder eine Non-Profit-Organisation einen Standortwechsel oder eine Neugestaltung von Büro- und Arbeitsräumen plant, ist dies eine ideale Gelegenheit, inklusiv zu denken. Eine strategische Umzugsplanung mit Fokus auf Inklusion berücksichtigt von Anfang an die Vielfalt der Mitarbeitenden und Besucher – seien es Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sensorischen Beeinträchtigungen oder besonderen Bedürfnissen in puncto Arbeitsgestaltung. So wird gewährleistet, dass das neue Arbeitsumfeld für alle gleichermaßen zugänglich, sicher und komfortabel ist. Eine strategische Umzugsplanung mit Fokus auf Inklusion ist weit mehr als das reine „Mitnehmen“ alter Büromöbel. Es bietet die Chance, Arbeitsumgebungen zu schaffen, in denen wirklich alle Menschen – unabhängig von körperlichen oder sensorischen Einschränkungen – ihr Potenzial entfalten können. Durch frühzeitige Einbindung von Fachplanenden, Betroffenen und allen relevanten Abteilungen lassen sich Barrieren bereits in der Planungsphase vermeiden. So entsteht eine inklusive Umgebung, die nicht nur den Bedürfnissen der Belegschaft gerecht wird, sondern auch ein positives Signal an Kundschaft und Öffentlichkeit sendet.
Die Gestaltung neuer Räumlichkeiten sollte so erfolgen, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen (z. B. Geh- oder Sehbehinderung) ohne Hindernisse genutzt werden können.
Dabei sind nicht nur bauliche Aspekte (z. B. Rampen, Aufzüge) relevant, sondern auch taktile oder akustische Hilfen, Kontraste und Beschilderung in leichter Sprache.
Frühzeitige Einbindung aller Stakeholder
Mitarbeitende mit Beeinträchtigungen, Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragte sowie Fachleute für Barrierefreiheit sollten in die Planung eingebunden werden.
So lassen sich potenzielle Barrieren bereits in der Konzeptionsphase erkennen und vermeiden.
Erfüllung gesetzlicher Vorschriften und Normen
Nationale Bauordnungen, DIN-Normen (z. B. DIN 18040) und ggf. Vorgaben zur Barrierefreiheit (z. B. UN-Behindertenrechtskonvention) bestimmen die Mindeststandards.
Darüber hinaus kann eine höhere Ausführungsqualität (z. B. weitere Orientierungshilfen, größere Bewegungsflächen) zu nachhaltiger Inklusion beitragen.
Standort- und Gebäudeauswahl
Zugang zu öffentlichem Nahverkehr (barrierefrei gestaltete Bahnhöfe oder Bushaltestellen) erleichtert den Arbeitsweg.
Prüfung von Parkmöglichkeiten (Behindertenparkplätze nahe Eingängen) und sicheren Fußwegen.
Raumkonzept und Möblierung
Raumgrößen, Flurbreiten und Türmaße sollten so gewählt sein, dass Rollstuhlnutzende sich frei bewegen können.
Flexible Möbel (z. B. höhenverstellbare Schreibtische, akustische Elemente) ermöglichen eine anpassbare Arbeitsumgebung.
Gemeinschaftsräume (Kantine, Lounge) sollten unterschiedliche Sitzhöhen und ausreichend Bewegungsflächen aufweisen.
Technische Ausstattung
Aufzüge mit Sprachausgabe, Braille-Beschriftung oder taktilem Leitsystem für blinde Personen.
Akustische Signale für Personen mit Sehbeeinträchtigung, z. B. an Notausgängen oder automatischen Türen.
Induktionsschleifen und schallisolierte Räume (z. B. für Videokonferenzen) erhöhen den Komfort für Menschen mit Hörgeräten.
Sicherheits- und Notfallkonzepte
Evakuierungsstühle, barrierefreie Fluchtwege und eindeutige Markierungen (z. B. tastbare oder visuelle Hinweise).
Schulungen für Mitarbeitende zu Notfallszenarien (z. B. wie Personen mit Mobilitätseinschränkungen unterstützt werden).
IT-Infrastruktur und digitale Barrierefreiheit
Vorsehen von Technologien, die Barrieren bei der Arbeit am PC oder in digitalen Anwendungen verringern (z. B. Screenreader-kompatible Software).
Einrichtungen für hybride Meetings (z. B. automatische Untertitelung, Gebärdensprachdolmetscher) können wichtig sein.
Kommunikation und Sensibilisierung
Regelmäßige Infoveranstaltungen, Workshops oder Intranet-Beiträge zu den inklusiven Gestaltungsmaßnahmen.
Förderung eines Bewusstseins, dass barrierefreie Gestaltung allen Mitarbeitenden Komfort bringt (z. B. Eltern mit Kinderwagen, Personen mit vorübergehender Verletzung).
Projektteam „Inklusiver Umzug“
Zusammensetzung aus Baubeauftragten, FM-Verantwortlichen, IT-Abteilung, Vertretungen von Mitarbeitenden mit Behinderung und ggf. externen Fachplanern.
Gemeinsam werden Ziele definiert, Meilensteine festgelegt und Budgets koordiniert.
Budgetplanung und Kosten-Nutzen-Abwägung
Inklusive Maßnahmen (z. B. Rampe, taktile Leitsysteme, höhenverstellbare Möbel) müssen frühzeitig im Budget einkalkuliert werden.
Die Investition lohnt sich langfristig, da sie potenzielle Folgekosten (z. B. Umbauten) vermeidet und ein breiteres Talentpool anspricht.
Zeit- und Umzugsplanung
Genaue Terminierung der Baumaßnahmen, Möbellieferungen und IT-Installationen, um Unterbrechungen im Betrieb zu minimieren.
Eventuelle Zwischennutzungen oder Ausweichbüros sollten ebenfalls barrierefrei oder zumindest möglichst zugänglich sein.
Begleitung und Feedback
Regelmäßige Information aller Beteiligten über Fortschritte oder Verzögerungen.
Ein offenes Ohr für Rückmeldungen (z. B. Online-Feedback-Tool, persönlicher Umzugsbeauftragter) fördert Akzeptanz und Optimierungen.
Ganzheitlicher Ansatz
Nicht nur einzelne Zugänge oder Arbeitsplätze barrierefrei gestalten, sondern ein konsistentes Konzept verfolgen – von der Wegeführung bis zu Ruhe- oder Rückzugsräumen.
Inklusion soll nicht als „Zusatzaufwand“, sondern als selbstverständlicher Teil der Planung wahrgenommen werden.
Einbindung Betroffener
Menschen mit Behinderungen sollten nicht erst am Ende „testen“, ob der Umzug gelungen ist. Ihre Perspektive ist von Anfang an wertvoll und beugt Fehlentscheidungen vor.
Dank Usability- und Accessibility-Tests können konkrete Verbesserungen identifiziert werden.
Transparente Kommunikation
Zeigen, warum und wie die neuen Räume inklusiver werden. Das steigert Verständnis, Akzeptanz und Stolz auf das gemeinsame Projekt.
Auch Stolpersteine oder Budgetgrenzen offen darlegen, um unrealistische Erwartungen zu vermeiden.